Schon 14 Tage vor Schulschluss wurden die kleinen Buben (8 bis 12 Jahre) vom Unterricht befreit und verdienten sich im Sommer ihren Lebensunterhalt durchs  Ziegen hüten.

Ein früher Ferienbeginn bedeutete für die kleinen Valser kein Honiglecken, mussten sie doch in aller Früh ganz alleine im Tal die Ziegen abholen und auf die Almweiden “ Gehitten und Ploderalm“( 2000 Meter) treiben. Bei Wind und Wetter  erklang das „Bockhorn“ , was bedeutete die Ziegen zum Abmarsch bereit zu machen. Dann begleiteten sie die Tiere den ganzen Tag und brachten sie am Abend wieder mit dem Schall vom „Bockhorn“ zu den Bauernhöfen zurück.

Wenn schönes Wetter war bauten sie Plümpfe (Wassertümpel) und ließen sich die Sonne auf die mageren Rippen scheinen. Jedoch wenn es schneite oder regnete blieb ihnen nur die Nähe der Ziegen, die etwas Wärme bot.  Die barfüßigen Naturburschen sprachen nie über die Tränen die flossen,  von den Sorgen und der  Verantwortung welche ihnen schon in diesem Alter auferlegt worden ist.

Der Lohn pro „Goaß“ (Ziege) hüten war ein Laib Brot (eine Wohltat für die ganze Familie) sowie die tägliche Verpflegung des jeweiligen Buben, welche manchmal sehr einseitig und immer kalt war.
Bei Almabtrieb zu Matthäus  (20. September)  erhielten sie dann noch eine kleine finanzielle Entschädigung.

Die Buben lernten schon sehr früh das “ Wilde Leben in der Natur“ und die Arbeit auf den Almen hat nicht geschadet denn schließlich haben sie schon in frühester Jugend gelernt Verantwortung für sich selber und die ihnen anvertraute  Herde zu übernehmen, welche sie alleine betreuten.

Fazit: Wildnis  Seminare und Überlebenstraining waren ihr Tagesprogramm,  wir aber müssen wieder  Kurse und Ausbildungen besuchen um diese Erfahrungen wieder machen können.

 

Dr. Ullners „Almschätze“

An erster Stelle steht die  traditionelle umfassende Alm Kultur. Sie hat sich in einer unendlichen Abfolge von Generation zu Generation entwickelt und jede Alm hat  ihren eigenen Charakter, weil in diesen alpinen Regionen ein Überleben nur möglich war und ist wenn alles stimmt. Am Anfang standen Not und Hunger,  jeder in der  Familie musst seinen notwendigen Teil beitragen damit alle genug  zu Essen bekamen. Im Tal war jeder Fleck Erde schon genutzt nur in höheren Lagen gab es und gibt es im Sommer noch zusätzliches hochwertiges Futter  für die Tiere. Für die Senner und Sennerinnen war das Grundnahrungsmittel das Mus aus Mehl und Butter, welches auch heute noch einen Bestandteil der Alm Kost darstellt.
Die Tiere können sich auf der Alm das Futter selber suchen, dementsprechend haben die Milch und ihre Produkte ihren eigenen Geschmack, welcher sich von nur auf Milch- und Fleischertrag gezüchteten Rassen deutlich unterscheidet.  Die Tiere suchen sich genau die Pflanzen die ihrer Gesundheit am besten tun und sie robuster und gesünder machen als ihre Artgenossen im Tal dazu trägt auch die natürliche Bewegungsfreiheit, die intensive Sonnenbestrahlung und der geringe Stress bei. Jeder Eingriff jede Veränderung dieses komplezen Zusammenspiels einer traditionellen Alm kann unvorhersehbare Folgen haben deshalb sind wir dankbar und froh dass immer noch Menschen wie Helga bereit sind, bei Wind und Wetter unter harten Bedingungen ihre Arbeit Tag und Nacht mit viel Erfahrung und hohem Einsatz zu vollbringen.